Aufbruch in die Moderne

Besuch der Ausstellung „Meisterwerke des Expressionismus“ im Museum Abtei Liesborn

Nachtblau, Moosgrün und Nebelgrau – was auf solch stimmungsvoll bemalten Wänden, atmosphärisch ausgeleuchtet, noch bis Ende Mai im Museum Abtei Liesborn zu sehen ist, hat am Samstag, 30. April, eine bestens gelaunte Besucherinnen-Schar begeistert: Der SI-Club Gütersloh hatte Soroptimistinnen aus den benachbarten Clubs unter dem Motto „Kunst, Kaffee, Kuchen und Klön“ zu einer exklusiven Führung durch die Ausstellung „Meisterwerke des Expressionismus“ eingeladen. Mehr als 50 kunstinteressierte Gäste aus Bielefeld. Bad Oeynhausen und Detmold, aus dem Lübbecker Land, aus Paderborn und Werl folgten der Einladung und erlebten einen inspirierenden Nachmittag.

Mit einem Glas Sekt begrüßte Güterslohs Club-Präsidentin Pia Leiting die SI-Mitglieder im benachbarten Pfarrheim, ehe sich die kunstaffinen Besucherinnen in zwei Gruppen in die altehrwürdige Abtei aufmachten und über das imposante hölzerne Treppenhaus  in die schön gestaltete Ausstellung kamen. Kunsthistorikerin Christiane Hoffmann erwies sich bei den Rundgängen sowohl als profunde Kennerin der Materie als auch als unterhaltsame Wegbegleiterin, die die 40 ausgestellten Meisterwerke aus der Privatsammlung von Renate und Friedrich Johenning mit Charme und Esprit vorstellte.

Die aus Oelde stammenden, in Düsseldorf wohnenden Johennings sammeln vorwiegend deutsche Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Die frühesten Werke stammen von Max Liebermann und Lovis Corinth, den beiden wichtigen Vertretern des deutschen Impressionismus. Fast die Hälfte der Sammlung besteht aus Werken Emil Noldes. Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt der Kollektion bilden Gemälde von Paula Modersohn-Becker. Aber auch Alexej von Jawlensky, August Macke und Karl Schmidt-Rottluff sind vertreten. Das Gemälde „Reitknecht am Strand“ von Max Liebermann aus dem Jahr 1902 erhielt das Museum 2011 als Schenkung für seine Sammlung zur Erinnerung an die Eltern von Friedrich Johenning. 

 Die Schau offenbart, wie vielfältig die Wege in die Moderne waren. Den Künstlern ging es vor allem darum, ihre subjektiven Empfindungen mit malerischen Mitteln auszudrücken. Seelenerlebnisse und das rein Intuitive in künstlerische Form zu fassen. Ungemischte Farben, holzschnittartige Formen, Abkehr von der Zentralperspektive sowie die Reduktion und Vereinfachung von Motiven waren ihre Stilmittel. Gegenstände wurden zu Farbflächen verformt und die Farbe zunehmend vom gegenständlichen Motiv gelöst. Es ging nicht länger um die naturgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit, sondern darum, die Welt hinter den Dingen, sichtbar zu machen – was ihnen später den Hass der Nazis und den Stempel „entartete Kunst“ einbrachte.

 Die Expressionisten lösten sich aus künstlerischen Zwängen, öffneten sich für andere Kulturen, fuhren auf der Suche nach Inspiration in ethnologische Museen oder wie Nolde und Macke zu Studien in die Südsee oder nach Tunis. So entstanden Gemälde, die im Betrachtenden Sehnsucht auslösen. Pure Emotion. Auch darüber ließ es sich anschließend bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen im Pfarrheim angeregt plaudern.

Fotos: Impressionen vom Ausstellungsbesuch „Meisterwerke des Expressionismus“ im Museum Abtei Liesborn, zu dem der Gütersloher SI-Club Soroptimistinnen aus den umliegenden Clubs eingeladen hatte.  

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