Lernen, Mutter zu sein

Spende: Der Club Gütersloh der „Soroptimist international“ unterstützt eine Einrichtung der AWO und erfährt, wem das „Betreute Mutter-Kind-Wohnen“ hilft

Tauschen sich über das betreute Mutter-Kind-Wohnen aus: Pia Leiting (vorne, v.l.), Manuela Richter, Roswitha Horstmann, Evelyn Upmann-Stadler (hinten v.l.), Doris Scholz-Wulfhorst, Susanne Srowig, Regina Korfmacher und Doris Holle-Stracke. Foto: POK

Rheda-Wiedenbrück. Wo einst der „Rhedaer Hof“ Doppelzimmer anbot, da leben seit 2009 Mütter mit ihrem bis zu sechs Jahre alten Nachwuchs in einem Appartement. Diese Familien kämen alleine nicht klar, ihnen hilft die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im „Betreuten Mutter-Kind-Wohnen“.

Gestern hatte die Einrichtung Gäste vom Gütersloher Club „Soroptimist international“, einem Netzwerk berufstätiger Frauen, das für bessere Lebensbedingungen von Mädchen und Frauen sorgt. Der Club hatte sein Zehnjähriges mit einer Matinee gefeiert und spendete den Erlös von 4.400 Euro der stationären Jugendhilfeeinrichtung.

Dessen Klientinnen kommen zumeist über das Jugendamt, weil es in ihren Herkunftsfamilien Schwierigkeiten gab, sie psychisch krank sind oder andere Probleme haben. „Die Mütter haben sehr viele Baustellen“, informierte Einrichtungsleiterin Manuela Richter die Besucherinnen. Das Wichtigste sei, dass diese Frauen Vertrauen fassen, dass eine Beziehung aufgebaut wird – „dann ist eine gute Entwicklung möglich“.

Die 16- bis 40-Jährigen, auch Väter kommen manchmal, stammen oft aus instabilen Familien, haben Gewalt erfahren oder Drogenerfahrungen. Im Haus an der Bahnhofstraße wird individuell geschaut, was sie brauchen. „Wir arbeiten ressourcenorientiert“, sagt Evelyn Upmann-Stadler, AWO-Abteilungsleiterin Jugend und Familie, dass Stärken gefördert werden und an Schwächen gearbeitet wird.

Oft gehe es um den Bindungsaufbau mit dem Kind sowie Alltägliches wie Haushalt, Ernährung und Hygiene, „vieles, was in ihren Familien nicht präsent war“, meint sie auch schmusen oder sprechen. Eine Frau beispielsweise, die beim Wickeln permanent auf ihr Handy schaute, habe das damit erklärt, dass ihr Baby sie ja sowieso nicht verstehe. Mit Hilfe einer Videoaufzeichnung sah sie dann, dass ihr Nachwuchs sehr wohl auf Ansprache reagiert. „Es ist eine Riesenherausforderung, Verhalten zu ändern“, so Richter.

Die Frage nach Plätzen habe sich in den vergangenen zwei Jahren „extrem verstärkt“, weil die Kooperationspartner sensibler geworden seien, auch in Sachen Kindeswohlgefährdung. Die AWO, die eine zweite Einrichtung in Versmold betreibt, bietet vor Ort sechs Appartements an. Dort leben die Familien ein bis zwei Jahre mit einem sehr intensiven Betreuungsschlüssel, auch nachts, informiert Upmann-Stadler, dass ein Platz 5.000 Euro pro Monat kostet.

Für Richter ist es ein Erfolg, wenn eine ehemalige Bewohnerin bei einer erneuten Schwangerschaft zurück kommt, „weil wir ihr sehr geholfen haben“. Es passiert aber auch, dass Mütter alleine gehen und ihr Kind in eine Dauerpflege geben. „Das ist furchtbar für sie selbst , aber auch sehr verantwortlich ihrem Kind gegenüber, weil sie selbst zu wenig Ressourcen hat und die für sich selbst braucht.“


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