Gütersloh (dop) -Da ist selbst die gewiefte Schlagfertigkeitsqueen und Erfolgsautorin Nicole Staudinger für einen Moment sprachlos: Rund 250 wildfremde Frauen bringen ihr – etwas verspätet, aber nichtsdestotrotz voller Begeisterung – ein Geburtstagsständchen als spontanes Dankeschön.
Sie hat es sich verdient, diese überaus sympathische, handfeste Frau, dieses taffe „Kölsche Mädche“ mit starker Bühnenpräsenz und mitreißender Entertainerqualität.
Auf Einladung der Gütersloher Soroptimistinnen, weltweites Netzwerk berufstätiger Frauen, und der Rhedaer Buchhandlung Lesart hat die frischgebackene 36-Jährige, die weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen ist, am Montagabend in der Gütersloher Matthäus-Kirche eine kurzweilige, teils sogar berührende Lehrstunde in Sachen Lebensbewältigung geliefert.
Nicht von ungefähr ist Nicole Staudinger eine Erfolgsautorin. Sie hat drei Bücher geschrieben – „Brüste umständehalber abzugeben“ über ihre Brustkrebserkrankung, „Die Schlagfertigkeitsqueen“ und jetzt „Die Stehaufqueen“. Allesamt Bestseller. Weil sie mit der Klugheit und der wohltuenden Emotionalität und Ehrlichkeit einer besten Freundin all die kleinen und großen Niederlagen, die „frau“ erlebt, in Erfolge umzumünzen weiß. Und sie versteht es, Tief- und Schicksalsschläge mit Humor und Lebenslust zu bepflastern.
Das ist nicht neu. Das besiegt keinen Krebs und macht auch keinen Verlust durch Tod wett. Aber jedes Lachen, derart charmant auf den Weg gebracht, mildert den Schmerz und zeigt den Weg zurück in ein bewusstes Leben auf. Staudinger agiert nach der Maxime: „Eines Tages werden wir sterben. Ja. Aber an allen anderen Tagen nicht.“ Genau darüber schreibt sie – aus ureigenster Betroffenheit und mit spürbarem Vergnügen. Da ist die gern zitierte Lebensweisheit der „Omma“ – „wat kütt, dat kütt“ – dann nur noch das Tüpfelchen auf dem I der inneren Gelassenheit.
Wie aber bleibt man gelassen, wenn ein Kollege einem das Leben in der Firma schwer macht? Wenn‘s blöde Sprüche hagelt? Und der Chef einen nur noch mitleidig abkanzelt? Da ist die gelernte Verlagskauffrau und Kommunikationstrainerin ganz in ihrem Element. Sie tritt nicht als tiefenpsychologische, akademische Ratgeberin auf, sondern gibt als „Gute-Laune-Du-schaffst-das-wenn-du-willst-Kumpel“ wunderbar praktikable Tipps. Und das Publikum biegt sich vor Lachen.
Schlagfertigkeit verlangt schnelle Konter
Schlagfertigkeit, so Staudinger, bedeute nicht, coole Sprüche zu klopfen. Vielmehr gehe es um schnelle Konter. Sie signalisieren Selbstbewusstsein und innere Haltung. Ein durchformuliertes Gegenargument dauert zu lang.
Ein spöttisch betontes, mit hochgezogener Augenbraue hervorgebrachtes „Ach was?!“ oder ein ironisches, tief gegrolltes „Respekt!“ reiche ebenso wie ein unerwartetes „Potz Blitz“, um dem Gegner den Wind aus den Angriffssegeln zu nehmen. Der Rest sei Übung. „Nur das Nichtssagen lässt einen die Souveränität verlieren“, mahnt Nicole Staudinger. Und überhaupt, es gilt: „Wer mich nicht mag, der muss an sich arbeiten.“
Lebenszeit sei viel zu wichtig, um sie mit Selbstzweifeln oder Ärger über andere zu vergeuden. Also weg mit den Sorgen über ungelegte Eier oder das eigene Schicksal. „Man kann nur die Berge besteigen, die direkt vor einem liegen“, gibt sich Staudinger ganz pragmatisch und schnürt nach gewährtem, sehr privatem Einblick in ihre schicksalsgebeutelte Familie ihren hingerissenen Zuhörerinnen Wanderschuhe und Survival-Rucksack für den eigenen Alltag. Hinein packt sie Vicky Leandros „Ich liebe das Leben“, Hildegard Knefs „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“ und Udo Jürgens „Alles was gut tut, tut gut“. Schlager als Seelenkost, gewürzt mit Charme und kredenzt von Nicole Staudinger. Kein Wunder, dass alle mitsingen.