Orange Days – Aktionstag am 25. November in Gütersloh

„Gewalt gegen Frauen“ offenbart noch viele Baustellen

Gütersloh. „Wie siehst du denn wieder aus? Ich will nicht, dass du dich mit deinen Freundinnen triffst. Du machst doch immer alles falsch. Du kannst aber auch gar nichts. Das verbiete ich Dir! Du bist schuld! Du gehörst mir. Pass bloß auf, du, sonst setzt’s was!“ Für viele Frauen sind solche Herabwürdigungen, Vorwürfe und Drohungen Alltag.  Sie leben – und leiden – in toxischen Beziehungen. „Allerhöchste Zeit, um das Bewusstsein für diese ersten, manchem vielleicht noch harmlos erscheinenden Anzeichen von verbal und körperlich gewalttätigem Verhalten zu schärfen“, erklären Pia Leiting und Katja Soehnle-Miele, die Präsidentin und deren Vertreterin vom Gütersloher Club Soroptimist International. Die Soroptimistinnen haben für Freitag, 25. November, im Rahmen der internationalen, sich gegen Gewalt an Frauen richtenden UN-Kampagne „Orange Days“ erneut zu einem Aktionstag in Gütersloh aufgerufen.

Dabei können sie wieder auf eine starke Allianz bauen: Gemeinsam mit den anderen heimischen Frauen-Service-Clubs InnerWheel und Lions Bielefeld-Marswidis, mit Vertreterinnen der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), dem grünen Frauenforum, der Frauen-Union, des LWL-Klinikums, der Gleichstellungs- und der Frauenberatungsstelle sowie dem Verein „Trotz Allem“ werden sie ab 16.30 Uhr an drei zentralen Standorten in der Innenstadt über die vielen „Baustellen“ zum Thema „Gewalt an Frauen“ informieren. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Denn sowohl vor der City Wache (Königstraße 1), vor dem Service-Center der Stadtwerke (Berliner Straße 19) als auch an der Ecke Berliner Straße/Kökerstraße werden Infostände mit Stoppschildern, Warnbaken, Sichtzeichen, Signallampen und Absperrband aufgebaut. Dort gibt es Infomaterialien, Notrufnummern, Hilfsangebote und Beratungsadressen. Aber auch orangefarbene Warnwesten mit dem Aufdruck „Stop violence against women“ sowie Taschenalarme können gegen eine Spende von fünf Euro erworben werden. Der Erlös kommt der Frauenberatungsstelle und dem Verein „Trotz allem“ zugute.

  „Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Sie betrifft mittlerweile jede dritte Frau und geschieht in allen Gesellschaftsschichten – auch hier in Gütersloh“, gibt Pia Leiting zu bedenken. Mit zunehmender Traumatisierung würden die Betroffenen erst ihr Selbstwertgefühl, schließlich ihre Selbstbestimmung und Würde verlieren. „Es gilt, präventiv tätig zu werden“, betont Katja Soehnle-Miele. „Nicht nur das Opfer sollte die typischen Warnzeichen erkennen, um sich rechtzeitig aus der toxischen Beziehung befreien zu können, sondern auch Familie und Freunde.“

Und vielleicht begreifen ja auch betroffene Männer ihr eigenes missbräuchliches Verhalten und sind bereit, Hilfe anzunehmen: Damit sie nicht mehr versuchen, ihre Partnerin zu isolieren und zu kontrollieren. Damit sie damit aufhören, sie vor anderen schlecht zu machen, ihre Gefühle herabzuwürdigen. Und sie auch nicht mehr nach anfänglicher Überschüttung mit Aufmerksamkeit und Zuneigung durch kalkulierten Liebesentzug (Love-Bombing) dominieren wollen.

„Wir möchten mit dieser Frauen-für-Frauen-Aktion einerseits sensibilisieren für dieses wichtige, immer noch viel zu oft tabuisierte Thema, andererseits denen eine Stimme geben, die sonst schweigen“, sind sich Inner Wheel-Präsidentin Katja Siekmann-Marcinkowski und die engagierten Teilnehmerinnen vom ASF, der CDU und Bündnis 90/ Die Grünen einig. Und Angela Droste vom LWL-Referat für Chancengleichheit, die zusammen mit ihren Kolleg*innen im Klinikum während der „Orange Days“ aus Solidarität orangenfarbene Bänder tragen wird, ergänzt: „Ich mache beim Aktionstag mit, weil auch viele unserer Patientinnen schon Gewalt erlebt haben.“ Es gilt, Zeichen zu setzen und zu handeln.


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